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Nicht nur die Tierärzte der Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig wissen durch ihre tägliche Arbeit, dass Haustiere heute einen ganz anderen Stellenwert als noch vor 20 Jahren haben. Sie sind häufig ein vollwertiges Familienmitglied, an dem die Herzen der Zweibeiner hängen. Wenn der tierische Gefährte ernsthaft erkrankt, ist das häufig genauso schlimm wie beim Menschen. Die Veterinärmedizin tut mit immer ausgeklügelter Hightech alles dafür, um das Leben der Tiere zu retten. An vorderster Front sind dabei die Tierärzte der Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Fakultät, unter ihnen Prof. Dr. Michaele Alef und Dr. Ingmar Kiefer.

Sie und ihre Kollegen nutzen dafür unter anderem einen Computer-Tomographen (CT) mit der modernsten auf dem Weltmarkt verfügbaren Technik, ein hochmodernes 3D-Ultraschallgerät, ein Hochleistungs-MRT-Gerät, und als europaweites Alleinstellungsmerkmal ein Narkose-Überwachungssystem, bei dem alle Monitore zur lückenlosen Überwachung narkotisierter Patienten miteinander vernetzt sind. Die neueste Technik und deren Anwendung sind auch ein Schwerpunktthema beim 10. Leipziger Tierärztekongress vom 16. bis 18. Januar.

Seit Kurzem ist in der Kleintierklinik das oben erwähnte Spektral-CT-Gerät im Einsatz. „Das erlaubt viele Sachen in der Diagnostik, die mit einem konventionellen CT nicht möglich wären“, sagt Dr. Kiefer. So konnte damit beispielsweise die Kieferknochenerkrankung eines Faultiers aus dem Tier- und Freizeitpark Bernburg präzise erkannt und behandelt werden. Modernste Technik – ähnlich wie in der Humanmedizin – macht es möglich, dass 3D-Ultraschallbilder und CT-Bilder in Echtzeit übereinandergelegt werden. Dadurch können noch gezielter Gewebeproben entnommen werden, etwa zur Diagnostik von Leberkrebs bei Hunden oder Katzen. Diese Biopsien sind Voraussetzung für eine mögliche spätere Operation.

„Bei der Ultraschalldiagnostik arbeiten wir mit High-Tech-Kontrastmitteln und beobachten damit die Durchblutung des Gewebes. So lässt sich erkennen, ob es sich um einen Tumor handelt oder nicht“, berichtet Dr. Kiefer. Der Vorteil der modernen Technik für den Patienten: Wenn mehrere Veränderungen vorliegen, muss eventuell nur eine Gewebeprobe entnommen werden. Zudem ist für die Gewebebeurteilung durch Ultraschallkontrastmittel keine Narkose nötig, die für Tiere in der Regel noch wesentlich gefährlicher als für Menschen ist. Dies ist vor allem in der Diagnostik bei tierischen Patienten mit Herzproblemen von immenser Bedeutung. „Wir sind die einzige Tierklinik in Deutschland, die dieses Verfahren regelmäßig anwendet“, erläutert Prof. Alef. Auch mit dem 3-Tesla-Magnetresonanztomographen (MRT), der seit 2013 in der Kleintierklinik im Einsatz ist, werden zahlreiche Krankheiten erkannt. „Wir können beispielsweise damit den Verlauf von Nervenfasern verfolgen, was bei der Diagnostik von Hirntumoren wichtig ist“, so Dr. Kiefer. Auch dabei werde oft mit Kontrastmitteln gearbeitet. Im Gegensatz zur Ultraschalluntersuchung muss der Patient dafür in Narkose versetzt werden, was bei der Diagnostik von Erkrankungen bestimmter Organe aber unumgänglich ist. Auch hier können dank der Hightech CT- und MRT-Bilder übereinandergelegt werden. Da all das auch seinen Preis hat, den so manche Tierbesitzer nicht bezahlen können, wünschen sich Alef und Kiefer die flächendeckende Einführung einer Krankenversicherung für Tiere, wie sie in anderen Ländern bereits üblich ist.

„Einige unserer Patienten sind sehr klein, zum Beispiel unter ein Kilogramm leichte Hunde. Das erschwert mitunter die Behandlung“, weiß Prof. Alef aus der Klinik für Kleintiere der Universität, in der sie und ihr Team täglich bis zu 15 Patienten in Narkose legen. Die Anästhesistin hält beim Tierärztekongress mehrere Vorträge, präsentiert Neuerungen aus ihrem Metier, berichtet aus ihrem Klinikalltag und bietet einen Anästhesie-Kurs für Haustierärzte an. Dr. Kiefer spricht in seinem Referat über die Leberbiopsie-Diagnostik mit ihren Fallstricken und leitet einen Ultraschall-Kurs für Tierärzte sowie Röntgen-Aktualisierungskurse für Tierärzte und tiermedizinische Fachangestellte.