Hunde sind die besten Freunde des Menschen, das gilt auch in der Weihnachtszeit. Leider lauern hier aber auch einige Gefahren für unsere vierbeinigen Gefährten.

Fall 2

Was wäre die Weihnachtszeit, ohne im Kreise seiner Familie und seinen vierbeinigen Freunden zu sitzen? Gemütlich bei kaltem Wetter zusammen auf dem Sofa liegen, einen warmen Kakao trinken und vom üppig gefüllten Süßigkeitenteller naschen. So macht es auch der kleine Oscar mit seinem Hund Pepito. Als es an der Tür klingelt sprintet Oscar los, schließlich wollte heute sein bester Freund zu Besuch kommen und sie wollten zusammen Kekse backen.

Während alle zusammen in der Küche backen, kommt Pepito auch dazu, allerdings scheint es ihm nicht so gut zu gehen. Pepito torkelt Richtung Küche und hechelt sehr stark. Als Oscars Mutter sich zu ihm runter beugt, fällt ihr auf, dass Pepito auch sehr stark zittert und kurz darauf anfängt zu krampfen. Sie nehmen ihn sofort auf den Arm, setzen ihn im Auto in seine Box und fahren zu ihrem Haustierarzt.

Welche Verdachtsdiagnosen kommen Ihnen in den Sinn?

Tag 2

An folgende Differentialdiagnosen denken Sie:
- Hypoglykämie
- Epilepsie
- Synkopen
- Intoxikation


In der Klinik angekommen wird Pepito direkt untersucht. Er zeigt eine starke Tachykardie, Hyperthermie und zittert weiterhin. Plötzlich fängt er an zu würgen und erbricht eine schleimige, braune Flüssigkeit. Genau in diesem Moment klingelt das Telefon von Oscars Mutter, am anderen Ende ist Oscars Vater und sagt, er hätte die leere Verpackung von Oscars Schokoladenweihnachtsmann gefunden! Außerdem seien auch noch Überreste von Schokoladenkeksen auf dem Boden vor Pepitos Körbchen verteilt.

Oscars Vater sagte, die Menge der aufgenommenen Schokolade entspräche ca. 150g und es handle sich um Milchschokolade. Pepito wiegt 5 kg.
Muss sich Pepitos Familie jetzt Sorgen machen? Kann es Pepito von 150g Milchschokolade wirklich so schlecht gehen?

Geben Sie hier die Werte für Pepito ein, um zu sehen, was der Schokoladenrechner dazu sagt.

Wie würden Sie weiter verfahren?

Tag 3

Die aufgenommene Menge von 150g Milchschokolade sind für einen Hund von Pepitos Gewicht (5kg) sehr viel und kann zu hochgradigen Vergiftungssymptomen sowie Krämpfen und Bewusstseinseintrübungen führen. Es war die richtige Entscheidung, direkt mit ihm zu einem Tierarzt zu fahren! Nach den Angaben von Oscars Eltern, dürfte es ca. 100 Minuten her sein, dass Pepito die Schokolade gefressen hat. Die Tierärzte entscheiden sich dazu, Pepito etwas zum Erbrechen zu geben. Dafür spritzen Sie ihm 0,5mg Apomorphin subcutan (unter die Haut). Nach ca. 10 Minuten erbricht Pepito mehrfach einen großen Schwall an brauner, klebriger Flüssigkeit.

Warum ist Schokolade giftig für Haustiere?
Unseren Haustieren fehlt die passende Enzymausstattung, um Theobromin, einen der Stoffe der Schokolade, verstoffwechseln zu können. Aufgenommene Schokolade bzw. das Theobromin wird quasi vollständig vom Körper absorbiert. Theobromin hemmt das Enzym Phosphodiesterase, wodurch es zu einer erhöhten cAMP-Konzentration in den Zellen kommt und damit einhergehend zur Broncho- und Vasodilatation, Diurese und Steigerung der Herzmuskelkontraktilität.

Die orale LD50 (Letale Dosis, bei der 50% der Tiere versterben) von Theobromin liegt beim Hund im Bereich von 250-500 mg/kg Körpergewicht, bei der Katze bei 200 mg/kg Körpergewicht.
Milchschokolade enthält einen Theobromingehalt von 1,3 – 2,3mg/g.

Rechnen wir mit 2mg Theobromin pro 1g Milchschokolade, haben wir in Pepitos Fall eine Gesamtmenge von 300mg, dies entspricht bei seinem Körpergewicht von 5kg 60mg/kg. Bei einer oral aufgenommenen Menge kann es bereits in dieser Konzentration zu Bewusstseinsstörungen und Krampfanfällen kommen.

Sollten Sie feststellen, dass Ihr Tier Schokolade gefressen hat, ist es IMMER ratsam, einen Tierarzt zu kontaktieren und das Tier, wenn es noch nicht zu lange her ist, zum Erbrechen zu bringen, damit nicht noch mehr Theobromin vom Körper resorbiert wird.

Nachdem Pepito alles erbrochen hat und keine Schokolade mehr raus kam, bekam er noch ein Antiemetikum (damit ihm nicht weiterhin übel ist) sowie eine Infusion (forcierte renale Elimination) und Aktivkohle (um Giftstoffe zu binden). Pepito konnte mit seinen Besitzern nach 3 Stunden Aufenthalt, und einem wesentlich besseren Allgemeinbefinden, schwanzwedelnd die Praxis verlassen!