Endlich ist es soweit: es schneit. Bäume und Dächer sehen aus, als wären sie mit einer dicken Schicht Zuckerguss bedeckt. Die in langen Reihen am Straßenrand geparkten Autos sind gerade noch als unförmige weiße Schneeberge, mit ohrenartig hervorragenden Seitenspiegeln, auszumachen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes:
Unser Patient, Zwergdackel Manfred. (c) Martin Tzschoppe

Dieser Anblick lockt selbst müde Hundebesitzer, aus ihren gut beheizten Häusern und Wohnungen, hinaus an die frische Luft. Und auch ihre vierbeinigen Begleiter erfreuen sich am Schneegestöber.


Zwergdackel Manfred jedoch, männlich unkastriert, 6 Jahre, geimpft, gechipt, entwurmt, keine weiteren Tiere im Haushalt und sonst stets bei bester Gesundheit, ist der vorgestrige Ausflug in den Leipziger Auwald anscheinend nicht besonders gut bekommen.
Sein Besitzer berichtet dir von großer Unruhe am Abend nach dem Gassigehen. Manfred hatte sein Futter zunächst wie immer mit Begeisterung gefressen, eine halbe Stunde später jedoch wieder erbrochen und beim nächsten Spaziergang hektisch Gras gefressen und sich danach noch mehrere Male erbrochen. Fressen wollte er danach nicht mehr, obwohl er zumindest Appetit zu haben schien, da er vorfreudig zu seinem Napf lief, es sich dann jedoch anders überlegte.
Seit gestern schien er mehr zu schlafen als üblich, erbrach aufgenommenes Futter kurze Zeit später oder verweigerte die Futteraufnahme ganz und gar.

Heute Morgen führte dann der erste Weg des Besitzers schnurstracks in Ihre Tierarztpraxis.
In Ihrer allgemeinen Untersuchung ist Manfred leicht dehydriert, das kraniale Abdomen hgr. dolent.
Ein paar anamnestische Daten und das Nationale haben Sie bereits abgehakt.


Welche weiteren Fragen haben Sie an den Besitzer?

zurückdrehen

Antwort des Besitzers

Nein, er verweigert jegliche FA, versucht aber ständig, Gras zu fressen.

 

Frage 1

Hat er heute wieder gefressen?

Antwort des Besitzers
zurückdrehen

Antwort:

Ja, er zeigte mitunter eine gesteigerte Wasseraufnahme.

 

Frage 2

Hat er getrunken und wieviel?

Antwort des Besitzers
zurückdrehen

Antwort:

Gestern wie immer, heute noch kein KA, HA

 

Frage 3

Wie waren Kot-/Harnabsatz seit gestern?

Antwort des Besitzers
zurückdrehen

Antwort

Im Wald durfte er ohne Leine laufen und hat im Schnee getobt, für einige Zeit war er außer Sichtweite, es ist möglich, dass er etwas gefressen hat. Er nimmt beim Gassigehen ständig unerlaubt Lebensmittelreste von der Straße auf.

 

Frage 4

Hatte er beim Waldspaziergang unbeaufsichtigten Auslauf oder hat er irgendetwas gefressen?

Antwort des Besitzers
zurückdrehen

Antwort

Gestern 4 mal, heute 3 mal.

 

Frage 5

Wie oft hat er gestern und heute erbrochen?

Antwort des Besitzers
zurückdrehen

Er zeigt Ihnen ein Foto von seinem Smartphone.

 

Frage 6

Wie sah das Erbrochene aus?

Antwort des Besitzers

Um Manfred schnellstmöglich zu helfen erstellen Sie eine Problemliste.


Was denken Sie, könnte die Ursache für Manfreds Symptome sein?
Was sind mögliche Differentialdiagnosen?
Bleiben Sie dran, beim nächsten Türchen erfahren Sie mehr! :-)

Tag 2

Sie haben eine Problemliste für Manfred erstellt:
• Vomitus
• Dehydratation, ggf. Elektrolytverschiebungen
• Dolenz kraniales Abdomen

zurückdrehen

Antwort

Sehr gut! Sie denken an eine akute Gastritis.

 

Frage 1

Daher halten Sie was für eine sehr wahrscheinliche Differentialdiagnose?

Zur Antwort

Möglicherweise hat Manfred in einer unbeobachteten Minute etwas “Appetitliches” im Schnee gefunden und so eine größere Menge Schnee und unbekömmliches Material aufgenommen.
Vor allem aufgrund von Verunreinigungen und abrasiven Teilchen im Schnee, kann es zu einer starken Reizung der Magenschleimhaut kommen.
Aber auch eine Stresssituation (wie beispielsweise ein langer Spaziergang bei Kälte) kann bei empfindlichen Hunden zur Entstehung einer Magenschleimhautentzündung beitragen.

zurückdrehen

Antwort:

Richtig! Chemisch bedingte Gastritis, es könnte sein, dass Auftausalz (Streusalz) aufgenommen wurde. Dieses ist manchmal mit Frostschutzmittel versetzt. Frostschutzmittel sind giftig und können durch Geruch und Geschmack zum Fressen anregen.

 

Frage 2

Welche weiteren Differentialdiagnosen sollten Sie im Kopf haben?

Zur Antwort

Manchmal genügt schon das Ablecken von an den Pfoten haftenden Schneeresten, um eine ausreichende Menge Chemikalien aufzunehmen und die Schleimhaut des GIT zu schädigen.
Sie halten dies jedoch für weniger wahrscheinlich, da sich Manfred zum Zeitpunkt der vermeintlichen Missetat im Wald aufgehalten hat. Außerdem würden Sie vielleicht weitere Symptome, die auf eine Vergiftung hinweisen könnten, erwarten.

zurückdrehen

Antwort:

Fremdkörper (Knochen, Verpackungsmaterial), akute Pankreatitis, (…)

 

Frage 3

Weitere Differentialdiagnosen?

Zur Antwort

Überlegen Sie sich, wie Sie Ihren Verdacht und Differentialdiagnosen abklären können!

Tag 3

Für welche(s) diagnostische(n) Verfahren wollen Sie sich entscheiden?

zurückdrehen

*

Sehr gut! Differentialblutbild und Blutchemie könnten Sie als objektivierendes Kriterium zur Planung einer Therapie von Elektrolytverschiebungen und Flüssigkeitsverlust heranziehen. Auch Erkrankungen der Organe als Ursache für das Erbrechen würden sich darstellen.

 

Blutbild, Blutchemie

Erklärung
zurückdrehen

cPLI

=spezifische canine Pankreas-Lipase-Immunreaktivität. Ein Anstieg dieser ist sowohl hochsensitiv als auch hochspezifisch (Steiner et al., 2003).

 

*

Welcher Blutparameter wird zur Abklärung einer Pankreatitis beim Hund herangezogen?

Antwort
zurückdrehen

*

Im Röntgenbild lassen sich zum Beispiel manche Fremdkörper darstellen. Bei einem Fremdkörper im Magen, wird oft direkt nach der Futteraufnahme erbrochen.

 

Röntgen

Erklärung
zurückdrehen

*

Hyperechogenität in Pankreasumgebung (Austritt Verdauungsenzyme verursachende Fettgewebsnekrose), Hypoechogenität des Pankreasparenchyms (Pankreasnekrose), Organvergrößerung oder Flüssigkeitsansammlungen im Bereich des Pankreas

 

Sonografie

Erklärung
zurückdrehen

*

Sehr gut! Sie haben ja die akute Gastritis ganz weit oben auf Ihrer Liste möglicher Differentialdiagnosen. Diese lässt sich nur mittels Gastroskopie absichern (Kohn et al., 2001).

 

Gastroskopie

ERklärung
zur Vergrößerungsansicht des Bildes:
akute Gastritis in der Gastroskopie, Quelle: (c) Prof. Dr. Romy Heilmann

Sie klären den Besitzer über weitere diagnostische Optionen auf und empfehlen Blutbild/Blutchemie.
Da Manfred eine akute Symptomatik und keinerlei Allgemeinsymptome zeigt, entscheiden Sie sich in Übereinkunft mit dem Besitzer gegen weitere diagnostische Abklärung, sofern sich unter symptomatischer Therapie eine rasche Besserung des Patienten erreichen lässt.
Sie möchten nun einen Therapieplan erstellen.

Tag 4

Mittlerweile liegen Ihnen die Ergebnisse der Blutuntersuchung vor. Die Werte bestätigen die von Ihnen festgestellte Dehydratation. Ansonsten sind die Werte jedoch unauffällig.
Und so sieht Ihr Therapieplan aus:

Infusionstherapie: 50ml Ringer-Laktat/kg+ 50 ml Glucose/Tier s.c.
Antiemetikum: Maropitant 1ml/kg s.c.
Magenschleimhautschutz: z.B. Vomisan(R) Inuvet 1x tgl. 1 Tbl auf leeren Magen, alternativ: Sucrabest(R) Granulat 2xl tgl. 1/2 Btl. In Wasser gelöst ca. 30 min vor dem Füttern p.o.
Fütterungsempfehlung: Gastro-Feuchtfutter, 4-5 kleine Portionen/ Tag, Zimmertemperatur für 2 Wochen

Eine Nachkontrolle sollte nach zwei Tagen erfolgen. Haben Sie an alles gedacht?

zur Vergrößerungsansicht des Bildes:
Licht am Horizont für Manfred, aber beim nächsten Schneespaziergang besser aufpassen! (c) Julia Dittes