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Die Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig, Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, hat am 23. Februar Ergebnisse ihrer Studie „Anforderungen an eine zeitgemäße tierschutzkonforme Haltung von Mastputen“ vorgestellt. Entstanden ist diese gemeinsam mit der Universität Wien im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK). Bei einer Pressekonferenz in Wien mit Österreichs Tierschutzminister Rudi Anschober, zu der sie online zugeschaltet war, sagte Krautwald-Junghanns, dass Ballenentzündungen und eine zu hohe Besatzdichte ein großes Problem in der Mastputenhaltung darstellen.

Die Expertin gab in ihrer Studie im Sinne des Tierschutzes Empfehlungen zur Haltung von Mastputen ab, die auch wirtschaftliche Aspekte der Halter berücksichtigen. Wichtige Aspekte seien neben der Gruppengröße auch die Besatzdichte. „Je geringer die Besatzdichte, umso besser ist das für die Tiergesundheit“, betonte Prof. Krautwald-Junghanns. Sie empfahl einen Wert von 40 Kilogramm pro Quadratmeter. Dieser Aspekt und der Grad der Einstreufeuchtigkeit im Stall seien entscheidend für den gesundheitlichen Zustand der Mastputen. Letztere dürfe nicht höher als 30 Prozent sein. Dieser Wert der Einstreufeuchtigkeit werde in vielen Ställen zum Teil massiv überschritten, was unter anderem bei den Tieren zu Ballenentzündungen führe. Verletzungsgefahr gebe es auch durch scharfkantige Stangen in den Ställen. Strohballen seien als Sichtschutz sowie als Möglichkeit zum Aufsitzen und Picken wichtig für die Tiere. Sie stellten aber für den Halter auch einen beträchtlichen Kostenpunkt dar.

Prof. Krautwald-Junghanns gibt in ihrer Studie auch Empfehlungen für die Lichtverhältnisse in den Mastputen-Ställen, da die Tiere viel mehr sehen als das menschliche Auge und dadurch auch lichtempfindlicher sind. Wichtig seien ausreichend gleichmäßiges Licht, damit die Tiere ein normales Aktivitätsniveau zeigen können, eine achtstündige Dunkelphase sowie ausreichend UVA-Licht und eine flimmerfreie Beleuchtung. Von großer Bedeutung sei auch gut ausgebildetes Personal zur Betreuung der Mastputen, betonte die Expertin. Zweimal jährlich sollten sie einen Lehrgang belegen, um sich unter anderem über tierschutzrelevante Aspekte zu informieren.

Ziel der Studie ist es nach den Worten des österreichischen Tierschutzministers Rudi Anschober, EU-Mindeststandards für die Mastputenhaltung zu setzen. Diese gebe es bislang nicht. Sein Land gehe hier einen anderen Weg und setze in diesem Bereich höchste Standards.

Zur Studie auf der Website des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

 

Am heutigen Freitag (26.02.2021) hat auch die Landestierschutzbeauftragte Hessen, Dr. Madeleine Martin, in einer Forderung nach artgerechter Haltung von Mastputen auf die Studie von Prof. Krautwald-Junghanns bezug genommen.